Bericht des Präsidenten zum 35. Ordentlichen Verbandstag
  21.10.2023 •     HVW-Verband , Presse


Handball verbindet – Gemeinsam stark in Präsenz

 

Liebe Handballfreundinnen und Handballfreunde, liebe Ehrengäste,

herzlich Willkommen zum 35. Verbandstag des Handballverbandes Württemberg hier in der Stadthalle in Holzgerlingen.

Nach sechs langen Jahren kehren wir endlich wieder in Präsenz zurück und freuen uns, euch alle hier begrüßen zu können.

„Manchmal musst Du eine Auszeit nehmen, um voranzukommen.“ Dieses Zitat von Albert Einstein soll uns heute leiten.

Alle drei Jahre treffen wir uns, um einen Moment innezuhalten, Vergangenes zu reflektieren und gleichzeitig den Blick nach vorne zu werfen.

Wir haben besondere Jahre mit völlig unbekannten Heraus-forderungen gestemmt, die der Handball so noch nie zu bewältigen hatte. Neben Ukraine und Flüchtlingskrise – aktuell der Konflikt im Nahen Osten.

Corona hatte uns für fast zwei Jahre den Spielbetrieb durcheinander- gewürfelt. Die Jahre haben aber auch bewiesen, dass der Handball ohne Blaupause vieles schafft und erreichen kann, wenn alle, das HVW-Präsidium, der Bezirksvorstand aber vor allem Sie – die Vereine – mit ihren unzähligen ehrenamtlich Tätigen zusammenarbeiten. Ich danke allen Vereinen, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, Spielerinnen und Spieler, Trainerinnen und Trainer und natürlich allen Jugendhandballerinnen und Jugendhandballern für den Einsatz und die Treue zu unserem tollen Sport.

Welche Erfolge konnten wir gemeinsam mit den württembergischen Sportlern feiern? Und welche Herausforderungen werden uns in Zukunft erwarten? Wie können wir uns rechtzeitig auf Herausforderungen vorbereiten und anpassen?

2017 im Mai fand der letzte Verbandstag des HVW`s in Esslingen statt. Direkt im Vorfeld der Frauenweltmeisterschaft mit dem Standort Bietigheim. Wer sich erinnert im Nachhinein ein tolles Ereignis für den Frauensport und den Handball im Verbandsgebiet.

Heute sechs Jahre später blicken wir auf das Jahrzehnt des Handballs beginnend mit dem grandiosen Auftritt unserer Junioren-Nationalmannschaft im Frühsommer und dem damit verbundenen WM-Titelgewinn. Vor der Türe stehen die Europameisterschaft der Männer im Januar 2024 sowie im Dezember 2025 die WM der Frauen die gemeinsam mit den Niederlanden ausgerichtet wird. 2027 steht abschließend die Weltmeisterschaft der Männer im Rampenlicht.

Lasst uns diesen Verbandstag nutzen, um noch einmal das Wesentliche der vergangenen drei Jahre zu streifen, die Herausforderungen des Ganztags für den Sport, sowie die Fusion zu HBW aufzeigen und zu diskutieren. Denn nur, wenn wir uns aktiv mit den Herausforderungen auseinandersetzen und uns darauf vorbereiten, können wir als Verband und als Handballgemeinschaft weiterhin erfolgreich sein.

Werfen wir zunächst einen Blick zurück:

Grundschulaktionstag

In 2020 und 2021 konnte coronabedingt kein Grundschulaktionstag durchgeführt werden. In 2022 hat sich der Handballverband Württemberg erstmals an die bundesweite Initiative des Deutschen Handballbundes angeschlossen, das auf dem HVW-Konzept basiert. 547 Grundschulen aus ganz Baden-Württemberg haben sich für den Grundschulaktionstag 2022 angemeldet. Das waren knapp 30.000 Kinder. Ich bedanke mich bei den Vereinen aus dem HVW, die 284 Grundschulen am Grundschulaktionstag bespielt haben und somit 17.000 Kinder in Bewegung gebracht haben. Der Anmeldeschluss für 2023 liegt mittlerweile hinter uns – wir steuern wohl auf einen neuen Teilnehmerrekord zu.

Deutschland-Cup

Auch der Deutschland-Cup ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. In 2021 war keine Durchführung möglich. Den Deutschland-Cup 2021 haben wir dann im April 2022 nachgeholt. Im Januar 2023 hat der Deutschland-Cup letztmalig bei uns in Württemberg stattgefunden, ab 2024 kümmert sich der Handballverband Niedersachsen-Bremen in Hannover um die Ausrichtung. Auch hier möchte ich mich bei vielen Vereinen bedanken, die in den letzten acht Jahren mit ihrer Ausrichtung dazu beigetragen haben, dass der Deutschland-Cup der Mädchen eine tolle Veranstaltung ist und der Handballverband Württemberg als engagierter Gastgeber in ganz Handball-Deutschland wahrgenommen wird.

Handball im Gespräch – digital

In der Pandemie hat sich unsere Geschäftsstelle auf den Weg gemacht digitale Angebote für die Vereine zu schaffen. Das Format „Handball im Gespräch – digital“ hat sich schnell bewährt. Unterschiedlichste Themen von Trainingsinhalten über Vereinsmanagement, Digitalisierungsprozesse, Social Media für Vereine bis hin zu Schiedsrichter-Angeboten mit unseren, Top-Gespann Brodbeck/Reich – die Themenvielfalt war immens. Teilweise war die Nachfrage zu groß, dass Themen auch mehrmals angeboten wurden. Viele Vereine haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht und in der Pandemie versucht die trainingsfreie Zeit für eine strategische Neuausrichtung zu nutzen.

Grundschulliga – HBW Schultour – Handball kommt in die Schule, das alles sind Programme, die helfen, neue Mitglieder für unsere Sportart zu gewinnen. Auch hier kann der Verband lediglich Ideen und Konzepte liefern – ohne engagierte Vereine sind diese Konzepte aber nicht umzusetzen. Ich kann daher nur immer wieder animieren und motivieren, sich an diesen Konzepten zu beteiligen. Vereine, die in diesen Bereichen engagiert sind, haben in der Regel keine Nachwuchssorgen. Die Überführung der Grundschulliga in den weltgrößten Schulsportwettbewerb „Jugend trainier für Olympia und Paralympics“ ist ein weitere Indikator für die Wichtigkeit solcher Aktionen.

Der größte sportliche Erfolg in den letzten drei Jahren war sicherlich das Fabeljahr der Ladies der SG BBM Bietigheim. In der Saison 2021/2022 räumten die Bietigheimerinnen alles ab was es zu holen gab: Zunächst den Supercup zu Saisonbeginn, den Deutschen Meistertitel, den Sieg in der EHF-European League und den DHB-Pokalsieg. Als die Mannschaft am 29. Mai 2022 durch Titelverteidigung den Pokalsieg beim OLYMP Final4 in der Porsche-Arena feierte waren es 53 Siege in Folge – eine wahnsinnige Bilanz. Nicht umsonst ist Trainer Markus Gaugisch nun auch zum Bundestrainer der Frauen berufen worden – ein weiterer Württemberger im DHB. 

 

Welche Herausforderungen stehen konkret an?

GANZTAGSSCHULE

Um die Kinder auch künftig noch abholen und für unseren Sport begeistern zu können, muss die Zusammenarbeit mit Schulen auf ein ganz neues Niveau gehoben werden. Das wird für die Vereine eine riesengroße Arbeit, und dabei müssen sie von einem starken Verband begleitet und unterstützt werden, der sich in der Vergangenheit meistens als Verwalter des Spielbetriebs verstanden hat.

Wie schwierig Nachwuchsarbeit – nicht nur wegen fehlender Ehrenamtlicher - schon heute ist, ist hier im Raum Vielen bewusst.

Die Ganztagsschule verändert die Gesellschaft – Kinder und Jugendliche verbringen mehr Zeit in der Schule, gleichzeitig werden Sportvereine, Kirchen, Verbände und Initiativen in die ganztätige Betreuung eingebunden.

Wie gehen wir Handballer mit dieser neuen Situation in der Praxis um? Sicher scheint bislang für die außerschulischen Bildungsträger nur eines: Wer den Wandel nicht aktiv begleitet und seinen Platz einfordert, wird über kurz oder lang abgedrängt.

Über 1000 Schulen haben in Baden-Württemberg inzwischen ein ganztägiges Schul- und Betreuungsangebot eingerichtet. Insbesondere bei den Grundschulen sowie bei den Grundstufen der Förderschulen wird der Ausbau der Ganztagsbetreuung vorangetrieben.

Die Landesregierung geht davon aus, dass bis 2023 rund 70 Prozent dieser Schulen zu Ganztagsschulen umgewandelt werden.

Ziel muss es sein, über verbindlichen Kooperationen in dem Betreuungsangebot vor Ort in den Schulen angebunden zu werden.

Aus diesem Grund fordern wir auch vom Land Baden-Württemberg:

  1. BW muss Ganztagsangebote massiv ausbauen, die einher geht mit einer Qualifizierungsoffensive für Haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen
  2. Wir benötigen leichtere Einstiege in die Aus- und Fortbildung für die Mitarbeit im Sport; z.B. durch niederschwellige Qualifikationen im Bereich Kita, Schule, Verein
  3. Die Zahl der Kooperationen Schule – Verein muss deutliche erhöht werden – Der Vereinssport muss als Bewegungspartner Nr. 1 im Ganztag verankert werden.

Schon heute sind ca. 2.400 FSJ Jugendbegleiter, ÜL mit und ohne Lizenz in der Kooperation Schule und Verein im Ganztag an der Hälfte der ca. 4.000 Grundschulen in BW eingebunden.

Die Berechnungen des WLSB gehen von ca. 60.000 – 90.000 zusätzliche Plätze für Schüler*innen bis 2029/30 sowie einem Bedarf von 2.000 zusätzlich Tätigen aus.

Ich kann an dieser Stelle nur dazu appellieren diese Chance zu nutzen und sich auch im Verein stärker zu professionalisieren, um hier den Anschluss nicht zu verpassen.

 

Handball Baden-Württemberg

Die Diskussion über den Zusammenschluss der 3 Landesverbände zu einem Landesverband steht am Eurem heutigen Verbandstag zur Debatte.

Ein gemeinsamer „Handball Baden-Württemberg“ macht auch deshalb Sinn, weil wir ja schon in vielen Bereichen Seite an Seite zusammenarbeiten.

In Baden-Württemberg gibt es drei finanziell gesunde Handball-Verbände, die in der Vergangenheit eine große Rivalität gepflegt haben.

Und die allein zu schwach sind, um die großen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Deshalb arbeiten wir am Fusionsprozess.

Wir müssen professioneller und sportlich schlagkräftiger werden, das geht nur zusammen. Der gesellschaftliche Wandel erfordert es, dass sich nicht nur die Vereine neu aufstellen, sondern auch die Verbände.

Drei Verbände in einem Bundesland.

Außerhalb von BW versteht das niemand!

Die Zeit ist reif die Kräfte zu bündeln und Synergien zu heben, um so mit dem gesellschaftlichen Wandel besser Schritt halten zu können.

Es bringt ganz grundsätzlich Vorteile, wenn der Sport im Land mit einer mächtigen Stimme spricht. Demzufolge finde ich es gut, die Einheit des Sports auch strukturell zu unterlegen.

Zu viele Gliederungen sind oftmals zeitraubend und umständlich.

Konkret auf den Handball bezogen können wir u.a. Verwaltungsaufgaben oder z.B. den Spielbetrieb ökonomischer und ökologischer für die Vereine gestalten.

Der Weg in Richtung „Zusammenschluss zu HBW“ geht zudem konform mit dem Konzept der Förderregionen des DHB als Dachverband des deutschen Handballs.

So haben die beiden Verbände Niederrhein und Mittelrhein sich zum HV Nordrhein erst vor Monatsfrist zusammengeschlossen. Die beiden a.o. Verbandstage haben der Fusion dabei einstimmig zugestimmt. Der HV Nordrhein wurde entsprechend zum 5-stärksten Verband im DHB.

Ein zeitaufwendiger und intensiver Prozess!

Seit dem ersten Treffen der drei Präsidien 2018 in Ruit befassen wir uns mit dem Zusammenschluss des BHV`s, HVW`s und des SHV`s zu HBW.

2019 gab es in der Sportschule Schöneck unter Moderation der Führungsakademie im April die Kick-Off Veranstaltung aller Präsidien mit der Einrichtung von Arbeitsgruppen (Heute Kommissionen)

Allein die Lenkungsgruppe hat in dem Zeitraum 40 Sitzungen meist als Videokonferenz abgehalten.

Zudem unzählige Sitzungen und Konferenzen aller Kommissionen.

Vorstellung der Ergebnisse im Präsidium, bei den Abteilungsleiterversammlungen und zuletzt bei den Bezirkstagen.

Ich möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass alle Kommissionen mit Haupt- und Ehrenamtlichen der drei Verbände besetzt waren. Dies war für uns in der Lenkungsgruppe Grundlage dafür, dass möglichst viele aktuell tätigen Funktionsträger in den Prozess eingebunden wurden und werden.

Entscheidend dann die Sitzung aller Präsidien im Februar des Jahres in Pforzheim. Hier wurden die wesentlichen Eckpunkte vereinbart und dann in den drei Präsidien als geeint verabschiedet.

Insbesondere die angedachte Neuordnung der Bezirke und des Spielbetriebs hat viele Diskussionen mit sich geführt. Begleitet durch die DHBW Stuttgart wurde die angedachte Clusterung zur Diskussion gestellt und auf Vorschlag der Spieltechniker in Baden-Württemberg eine 8-er Bezirks-Lösung beschlossen. Die Vereine hatten die Möglichkeit sich bis Mitte August in zwei Aufrufen bzgl. der Zuordnungen bei der Spieltechnik zu melden. Vielen Anträgen konnte unkompliziert Folge geleistet werden. Bei einigen Wenigen wurde im Dialog deutlich gemacht, dass ein Wechsel – insbesondere auf Grund der bereits großen Anzahl von Vereinen (Bezirk 3) – nicht stattgegeben werden konnte.

Mit einer möglichen Fusion zum 1. Juli 2025 sind weder Zuordnung der Vereine, wie Struktur, Gremien und Personal in Stein gemeißelt.  

Veränderungen, Anträge und Anpassungen der Satzung und Ordnungen werden auch in naher und weiterer Zukunft immer an der Tagesordnung sein.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für meine Mitstreiter für die Mitarbeit in den Kommissionen sowie für die intensiven Gespräche und den zeitlichen Aufwand aller Beteiligten.

Bereits in der Sommerklausur 2022 habt der Großteil der Mitglieder des Präsidiums des HVW`s erklärt, dass sie in Ihrer Funktion bis zur möglichen Fusion für ihr Amt zur Verfügung stehen. Vielen Dank dafür!

Das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen und birgt die Hoffnung, dass wir nicht nur heute in Holzgerlingen, sondern auch am 9. März 2024 bei den außerordentlichen Verbandstagen die notwendigen Mehrheiten für die Fusion zu HBW erhalten.

Abschließend:

Ohne das unermüdliche Engagement unserer zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne ihre Begeisterung und Hingabe in der Jugendarbeit, hätten wir die Corona-Krise wahrscheinlich mit einem noch größeren Mitgliederschwund bezahlen müssen.

Die Mitgliederzahlen steigen wieder und das ist das Euer Verdienst in den Vereinen!

Bedanken möchte ich mich aber auch bei meinen Mitstreitern im Präsidium, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der HVW-Geschäftsstelle und in den Bezirken.

Mein Wunsch an Sie, liebe Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter, ist es, den Leitantrag zu unterstützen und den Handball in Baden-Württemberg gemäß dem Motto "GEMEINSAM – STÄRKER" voranzubringen.

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Verbandstag mit wegweisenden Entscheidungen.

Hans Artschwager

Präsident


Bericht des Präsidenten zum 35. Ordentlichen Verbandstag