Der Leitfaden für Trainer im Kinderhandball
  14.02.2019 •     HVW-Verband , Kinder - und Schulhandball


Eine Buchbesprechung von Prof. Dr. Stefan König die in Heft 1/2019 von handballtraining JUNIOR erschienen ist

Rezension

Dr. Jan Pabst & Markus Scherbaum
Kinderhandball. Von den Minis bis zur D-Jugend – ein Leitfaden für Trainer.
Münster: Philippka-Sportverlag, 2018. 176 S.
ISBN: 978-3-89417-283-1, € 27,80

Wer hohe und höchste Leistungen in einer Sportart auf längere Sicht entwickeln und sichern möchte, der sollte sich insbesondere auch auf die Förderung des jüngsten Nachwuchses konzentrieren, denn Spitzensport braucht eine breite Basis. Dies haben Dr. Jan Pabst und Markus Scherbaum erkannt und mit ihrem Buch „Kinderhandball. Von den Minis bis zur D-Jugend“ erfahrungsgeleitet und praxisnah umgesetzt. Bereits in den Vorworten der Autoren und des Vorstands Sport des Deutschen Handballbundes, Axel Kromer, wird sehr deutlich, wie wichtig es ist, „Aufmerksamkeit auf die Jüngsten zu richten“ (S. 5) – denn es sind die handballspielenden Kinder, die zukünftig die Sportart in ihrer Existenz sichern. Hierfür gilt es, den Trainer*innen und Übungsleiter*innen einerseits notwendige theoretische Grundlagen zu vermitteln, andererseits aber auch praxiserprobte Hilfestellungen für die alltägliche Arbeit an die Hand zu geben. Dieses Vorhaben gelingt den beiden Autoren in eindrucksvoller Weise, womit das Fachbuch einen weiteren Meilenstein in der Zusammenarbeit von Philippka und dem Lehrwesen des Deutschen Handballbundes darstellt.

Das Buch besteht aus sechs Kapiteln, von denen das erste zunächst einmal klärt, was unter Kinderhandball zu verstehen ist, wie Kinderhandball in die Rahmentrainingskonzeption des DHB eingebunden werden kann und warum eine eigene Kinderhandball-Konzeption überhaupt gebraucht wird. Mit der Idee der Basisschulung, die Alleinstellungsmerkmale von Kinderhandball aus verschiedenen theoretischen Perspektiven zusammenfasst, wird hierfür eine überzeugende Antwort gegeben. Kapitel 2 formuliert die Ziele der Kinderhandball-Konzeption, die von einer altersgemäßen Athletik über zentrale Grundtechniken bis hin zu spezifischer Spielfähigkeit reichen und damit die komplexen Anforderungen einer Spielsportart hinreichend abbilden. Ziele erfordern angemessene und strukturierte Inhalte, und genau diese werden auf der Basis einer kontinuierlichen Trainingsplanung und unter dem Dach eines altersgemäßen Wettkampfsystems im nächsten Abschnitt in drei große Trainingsbereiche eingeteilt: motorische Grundlagen, Grundtechniken und Spielfähigkeit. Schon an dieser Stelle zeigen sich zwei große Stärken des Buches: Da ist zum einen die Tatsache, dass Grundtechniken in Abwehr und Angriff die gleiche Bedeutung zugestanden wird – was für eine Basisschulung eminent wichtig ist – und zum anderen die Orientierung an anerkanntem und aktuellem trainingswissenschaftlichen Wissen. Im vorliegenden Fall sind das die sportspielübergreifenden basistaktischen Kompetenzen sowie das Vermittlungsmodell des Teaching Games for Understanding, welches im deutschsprachigen Raum bisher eher selten realisiert und umgesetzt wird. In Kapitel 4 formulieren die beiden Autoren Trainingsgrundsätze, die jeder Trainerin und jedem Trainer nochmals in Kurzform die absoluten ‚musts‘ ihrer alltäglichen Arbeit aufzeigen und gleichzeitig deutlich machen, dass gutes Kindertraining eben kein unreflektiertes und ausschließlich spaßorientiertes Aneinanderreihen von Spielen, sondern eine komplexe, systematische und planvolle Aufgabe ist. Dafür gibt das Autorenteam eine Vielzahl an pädagogischen, methodischen und organisatorischen Hilfestellungen, die bis hin zu einem kindgerechten Regelwerk (vgl. S. 56/57) reichen. Die große Erfahrung der beiden Autoren zeigt sich aber nicht zuletzt in einer altersgemäßen Differenzierung der Inhalte im Kinderhandball, denn auf über 20 Seiten werden alle vier Altersabschnitte (Minis/F-/E-/D-Jugend) nochmals mit einer übergreifenden Zielstellung versehen, die jeweils theoretisch wie praktisch aus- und aufgearbeitet wird. Kapitel 5 bearbeitet ein weiteres zentrales Anliegen des Buches, nämlich die Beschreibung und Vermittlung von relevanten Grundtechniken und kooperativen Basistaktiken; hierbei gelingt es Pabst und Scherbaum eindrücklich zu zeigen, dass Handball immer Angriffs-, Verteidigungs- und Torwarttechniken braucht und andererseits Handball ein Mannschaftsspiel ist, das vom Zusammenspiel lebt. Schließlich wird im sechsten Abschnitt noch der Anspruch eingelöst, der Trainern vermutlich am meisten am Herzen liegt, nämlich Spiel- und Übungsformen für ein abwechslungsreiches und vielseitiges Training zu erhalten: Auf fast 50 Seiten bietet das Buch hierfür eine große Vielzahl an Praxisbeispielen an, die allesamt klar beschrieben und angemessen illustriert sind. Informationen über weitere Medien und Informationen zum Kinderhandball runden das Buch ab.

Fazit: Mit ihrem Buch ‚Kinderhandball. Von den Minis bis zur D-Jugend – ein Leitfaden für Trainer‘ ist Jan Pabst und Markus Scherbaum ein wirklich sehr gutes Werk gelungen. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass die beiden Autoren trainingswissenschaftliche Grundlagen und jahrelange trainingspraktische Erfahrungen nicht nur sinnvoll verzahnen, sondern so vermitteln, dass auch unerfahrene Trainerinnen und Trainer einen Gewinn für ihre alltägliche Trainingsarbeit ziehen können. Ebenfalls als sehr gelungen sind die vielfältigen Trainingsbeispiele zu bezeichnen, die allen Beteiligten des Kinderhandballs eine effektive und attraktive Arbeit ermöglichen. Absoluter Pluspunkt dieses Buches ist jedoch das vorgestellte Gesamtkonzept, das sich aus praxisnahen Prinzipien zur Trainingsplanung, aus drei Inhaltsbausteinen und aus Empfehlungen für ein altersgemäßes Wettkampfsystem zusammensetzt. Eine Trainingsarbeit auf dieser Basis berechtigt für die Zukunft des Handballspiels zu Optimismus.

Prof. Dr. Stefan König